Fast 50 Jahre nach Eröffnung ist die Geschichte des Soldatenfreizeitheims „Haus im Möhren“ am Standort Mayen endgültig beendet. Die als Begegnungsstätte zwischen Soldaten und Bürgern der Mayener Garnison konzipierte Einrichtung wurde bereits 2010 zu Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen geschlossen. Im Zuge der Stationierungsentscheidungen bei der letzten großen Bundeswehrreform entschied man sich im Verteidigungsministerium gegen eine weitere Nutzung des Soldatenfreizeitheims am Bundeswehrstandort Mayen. Die veranschlagten Kosten für den geplanten Umbau stiegen in unvorhergesehene Höhen. Damit war das Ende des Mayener Soldatenfreizeitheims besiegelt.

Mayen. Die Frühlingssonne schickt zaghaft ihre Strahlen auf die Mayener Innenstadt. Auf dem Dach des Soldatenfreizeitheims stehen die Verwaltungsleiterin der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (KAS), Melanie Zolper, und Oberstabsfeldwebel Peter Weber, Vorstandsmitglied der KAS und jahrelang als Soldat in Mayen stationiert. Während die beiden den Blick über die Dächer der Mayener Kernstad genießen, zeugen die randvollen Sperrmüllcontainer auf dem Hof unter ihnen vom Ende der wechselvollen Geschichte des „Haus im Möhren“.

Die einstige Begegnungsstätte ist inzwischen leergeräumt, das Inventar abtransportiert und das Gebäude zur Übergabe an die Grundstückseigentümer vorbereitet. Bei einem letzten Rundgang durch die Räume erzählt der im Mayener Umland lebende Berufssoldat Weber aus seinen persönlichen Erinnerungen über das Soldatenheim: „Hier wurden wir als neue Soldaten am Standort durch die Vertreter der Stadt, der ansässigen Vereinen und die Vertreter der Kirchengemeinden begrüßt. Das war Anfang 1984. Wir hatten gerade die Grundausbildung abgeschlossen und sind nach Mayen versetzt worden. Das war schon eine eindrucksvolle Begrüßung, die ich in dieser Form nicht mehr erlebt habe. Gleich ein paar Wochen später lernte ich hier im Haus den Mayener Karneval kennen. Die Karnevalsveranstaltungen im Soldatenfreizeitheim waren legendär und weit über Mayen hinaus bekannt. Zeitweise haben fast 3.000 Leute gleichzeitig auf drei Ebenen im Haus gefeiert. Früh morgens sind wir dann zum Dienst in die Kaserne zurückgekehrt.“ Während Weber bei seinen Erinnerungen ins Schwärmen kommt, merkt die KAS-Verwaltungsleiterin Zolper an, dass solche Veranstaltungen heutzutage undenkbar wären. „Schon aus baupolizeilicher Sicht und aufgrund der Versammlungsstättenverordnung bekäme eine Veranstaltung mit so vielen Menschen in diesem Haus keine Genehmigung mehr“, merkt Zolper an. „Es ist schade um dieses Haus, aber letztlich hätten die Erfüllung der baulichen Auflagen und die Beseitigung des entstandenen Modernisierungs- und Investitionsstaus astronomische Summen verschlungen. Selbst wenn uns die Mittel zur Verfügung gestanden hätten, wäre ihr Einsatz nicht zu rechtfertigen gewesen“, sagt Zolper abschließend.

Heute betreibt die KAS noch sechs von ehemals 19 Soldatenfreizeitheimen. Viele mussten im Zuge von Standortschließungen aufgegeben werden. Für einige gab es keinen Bedarf mehr seitens der Truppe. Als man mit dem Bau der Häuser vor mehr als 50 Jahren begonnen hatte, war die Bundeswehr gerade mal ein paar Jahre alt. Für die Soldaten der noch jungen Bundeswehr und für die Bürgerschaft ihrer Garnisonen bildeten die Soldatenheime als Begegnungsstätten, Veranstaltungshäuser und Betreuungseinrichtungen ein wichtiges Bindeglied zwischen der militärischen und der zivilen Gesellschaft. Für viele Soldaten, die fern der Heimat ihren (Wehr-)Dienst verrichteten, waren diese Einrichtungen oftmals wie ein zweites Zuhause.
Text: Oberstabsfeldwebel Peter Weber
Fotos: KAS/Melanie Zolper