
Im Jahr 2009 wurde der Bundeswehrstandort Kastellaun im Hunsrück durch die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (KAS) in das Programm der „Offenen Betreuung“ aufgenommen. Seitdem unterstützt die KAS die Frauen und Männer in der Hunsrück-Kaserne bei der Ausgestaltung ihrer dienstfreien Zeit, organisiert Turniere und Ausflüge, finanziert Sport- und Freizeitequipment und hilft dabei, das im Februar 2014 eröffnete KAS-Freizeitzentrum für die Soldatinnen und Soldaten mit Ideen und Leben zu füllen: Kinosaal, Mediathek, Billard- und Gesprächsräume laden zum Zusammensein unter Kameradinnen und Kameraden ein. Wichtige Säule der Betreuungsarbeit ist dabei der Arbeitskreis „Soldat und Freizeit“ in Kastellaun, dessen ehrenamtliche Mitglieder sich regelmäßig innovative Maßnahmen zur Freizeitgestaltung einfallen lassen, wie beispielsweise erst kürzlich einen Ausflug in den örtlichen Hochseilgarten. Mit finanzieller Unterstützung der KAS konnten am 09. Juni 2016 19 Frauen und Männer des Führungsunterstützungsbataillons 282 aus Kastellaun persönlich erfahren, was ein Training im Hochseilgarten in der Praxis bedeutet: Risiken eingehen, gemeinsam Lösungen finden, sich aufeinander verlassen, den eigenen, aber auch den Stärken der Kameradinnen und Kameraden vertrauen. Auch Oberstabsfeldwebel Peter Weber, Mitglied im Arbeitskreis „Soldat und Freizeit“ am Standort Kastellaun und Mitglied im Vorstand der KAS, hat die Soldatinnen und Soldaten bei dieser außergewöhnlichen Erfahrung begleitet und für uns einen Erlebnisbericht verfasst:

Die tägliche Büroarbeit einmal hinter sich lassen, sich in üppiger Natur neuen Herausforderungen stellen, seinen Mut und seine Geschicklichkeit testen – wer könnte solch einem Angebot widerstehen? 19 Frauen und Männer des Stabszuges aus dem Kastellauner Führungsunterstützungsbataillon 282 lernten in atemberaubender Höhe unterhalb der Baumwipfel durch die verschiedenen Hochseilparcours zu klettern.
Stabsdienstsoldaten zählen aufgrund ihrer Tätigkeiten eher zu den Schreibtischtätern, welche die Natur nur durch das geschlossene Bürofenster erleben. Am 09. Juni diesen Jahres war es soweit. Tastatur, Maus und Schreibstift wurden beiseitegelegt, das Bürozimmer gegen den Erlebnisraum Kletterpark eingetauscht. Unweit der Kaserne, in der Kastellauner Kletteranlage, gilt es für die Teilnehmer sich den Herausforderungen der Hochseilanlage zu stellen, Ängste zu überwinden und die eigenen Grenzen zu erweitern.

Bevor es mit dem Klettern losgeht, erhalten alle Teilnehmer eine Einweisung in die Sicherheitsregeln. Das beginnt bereits mit dem richtigen Anlegen der Klettergurte und der Kontrolle auf richtigen Sitz. Nach dem Aufsetzen und Anpassen der Helme geht es an das Übungsseil. Dort wird eindringlich der Umgang mit den Sicherungskarabinern und den Gleitrollen geübt. Erst wenn die Handgriffe sitzen, dürfen die Teilnehmer in den Einsteigerparcours. Hier kann sich jeder in niedriger Höhe, ca. 1 Meter über dem Boden, mit dem Klettern im Seilgarten vertraut machen. Schnell merken die ersten Kletterer, dass die Höhe gar nicht so wichtig ist. Der Einsteigerparcours verlangt bereits viel Geschicklichkeit, Kraft und Balance um die einzelnen Abschnitte zu absolvieren. Wäschetrommel, Balancierbalken, Tarzansprung und Spinnennetz werden schnell überwunden. Schon packt die Ersten der Übermut und sie versuchen gleich einen Parcours mit hohem Schwierigkeitsgrad zu durchklettern. Unter Anleitung des Sicherheitstrainers balancieren sie über Balken, Taue und andere Hindernisse. Mit der Seilrolle werden Schluchten überwunden, bis dann am Ende der „Mutsprung“ in 12 Meter Tiefe ansteht. „Meine Arme sind zu dünn für diesen astralen Körper“, meint einer der älteren Teilnehmer völlig erschöpft, nachdem er den Parcours mit dem zweithöchsten Schwierigkeitsgrad überwunden hatte.

„Mein Stiefel hat sich in einem der zu nutzenden Steigbügel verfangen. Da ging es weder vor noch zurück. Ein Kamerad musste mich aus der misslichen Lage befreien. Alleine wäre ich da nicht heraus gekommen. Jetzt sind meine Arme total platt vom langen Festhalten.“ Dagegen haben Andere ganz schnell den richtigen Kniff herausgefunden und klettern flink wie die Wiesel über die zwischen die Bäume gespannten Seile. „Wollen wir den letzten Parcours noch einmal auf Zeit durchklettern?“ fragt ein anderer Teilnehmer seinen Kameraden. „Oh ja, gute Idee – um was soll es gehen? Wer gewinnt bekommt ein Frühstück ausgegeben, ja?“ Bis eben noch haben die beiden im Büro Akten bearbeitet, jetzt hangeln sie sich wie die Affen durch den Parcours um, im Kampf gegen die Stoppuhr, den ausgelobten Preis zu gewinnen.

Am Ende der Kletterstunden ist jeder sichtlich stolz über seine persönlichen Leistungen. Die zufriedenen Mienen und die feste Absicht der Teilnehmer den Ausflug in den Kletterpark demnächst wiederholen zu wollen, sind Lob genug für diese gelungene Betreuungsmaßnahme. Dank der „Offenen Betreuung“ und dem örtlichen KAS-Arbeitskreis sind solche Betreuungsveranstaltungen für die Kastellauner Truppe keine große Hürde mehr und leisten einen wertvollen Beitrag zur Berufszufriedenheit der dort dienenden Frauen und Männer.