
Von Auslandseinsätzen betroffene Bundeswehrfamilien nehmen an einem erstmaligen Fußballprojekt zwischen Hertha BSC und der Katholischen Familienstiftung für Soldaten teil.
Berlin. Das Auf und Ab eines eher hektischen Bundesligaspiels konnte man beim Heimspiel von Hertha BSC gegen Hannover 96 am 08. April vor allem in den Gesichtern einiger Zuschauer auf der Haupttribüne Süd ablesen. Gemeinsam waren sie ins Olympiastadion gekommen. Gemeinsam jubelten sie, als dem Herthaner Top-Torjäger Salomon Kalou durch eine Vorlage von Julian Schieber in der 72. Minute der Ausgleich zum 2:2 gegen die Niedersachsen gelang. Und gemeinsam wollten sie ein paar Stunden ganz im Zeichen ihres Hauptstadtclubs verbringen, um neu gestärkt den Herausforderungen zu begegnen, die der Dienst als Soldatin oder Soldat für ihre Familienangehörigen im Auslandseinsatz mit sich bringt. So auch die neunjährige Chayenne: „Mein Bruder war noch nie etwas anderes als Hertha-Fan. Momentan ist er als Soldat im Kosovo. Er wäre heute sicherlich gerne mit uns im Stadion. Daher denke ich besonders an ihn.“

Zusammen mit ihrem Bruder und ihrer Mutter war Chayenne der Einladung des Familienbetreuungszentrums Berlin zu einem ganz besonderen Fußballerlebnis gefolgt: Neben dem Besuch der Partie gegen Hannover 96 konnten die Bundeswehrfamilien auch hinter die Kulissen von Hertha BSC blicken. Unmittelbar vor dem Fußballspiel gingen sie gemeinsam zur Stadionkapelle. Als sie dabei unmittelbar den Spielfeldrand, die Players Lounge und den Spieleraufstellraum ihrer Fußball-Idole passierten, sorgte das bei vielen für Gänsehaut. In einem Oval aus purem Gold und damit nicht umsonst nach Meinung von Experten der schönsten Stadionkapelle der Welt, wurden die Familien von Gregor Bellin begrüßt, der als Geschäftsführer der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (KAS) gleichzeitig auch Seelsorger des Olympiastadions ist. „Wer vor dem Spiel betet, gewinnt nicht automatisch. Wer aber betet, gewinnt auf jeden Fall“, leitete Bellin die Andacht mit den Bundeswehrfamilien ein. An dem Ort, an dem auch schon Spieler der deutschen Nationalmannschaft Kraft getankt hatten, sangen und beteten die Familien gemeinsam und schlossen dabei auch ihre Angehörigen in den Auslandseinsätzen ein.

„Die Bundeswehr ist bei uns ein gern gesehener Gast“, sagte Michael Preetz, Geschäftsführer Sport und bis heute Rekordtorjäger von Hertha BSC, als er am Dienstagnachmittag (12. April 2016) die 46 Angehörigen aus den Bundeswehrfamilien begrüßte, die schon beim Remis der Blau-Weißen gegen Hannover 96 dabei gewesen waren. Der Hauptstadtclub hatte zusammen mit der Katholischen Familienstiftung für Soldaten zu einem zweiten Besuch geladen, bei dem die Herthaner sich noch einmal Zeit nahmen, um Jung und Alt in die Geschichte, Gegenwart und Zukunft ihres Vereins einzuführen. Dabei hatten die Familien beispielsweise Gelegenheit, die Fußballakademie zu erkunden, etwas über die Nachwuchsbetreuung zu erfahren, einen Blick in die Trainer-Zimmer zu werfen und das Hertha-Trikot des Weltmeisters Jérôme Boateng zu bewundern, der am 31. Januar 2007 sein erstes Bundesligaspiel für die Profimannschaft von Hertha BSC bestritten hatte.

Im Anschluss ging es erneut ins historische Olympiastadion, wo die Kinder und Erwachsenen denselben Weg bestritten, den ihre Fußball-Idole vor jedem Spiel vom Tunnel am Marathontor bis zu den Umkleidekabinen und schließlich aufs Spielfeld nahmen. Immer mit dabei war der Familienengel der Katholischen Familienstiftung. „Wir sind stolz und dankbar, den Soldatenfamilien ein solches Fußball-Highlight bieten zu können“, sagte Rainer Krotz, der für die Katholische Familienstiftung das gemeinsame Projekt mit Hertha BSC umgesetzt hatte. „Die Verantwortlichen bei Hertha haben nicht einen Moment gezögert, uns bei der Aktion zu unterstützen und vor allem für die Kinder zahlreiche Fan-Artikel zur Verfügung zu stellen.“ Bei einer Verlosung gewann schließlich auch die kleine Chayenne ein Trikot mit den Unterschriften ihrer Hertha-Stars und bedankte sich mit einem selbst gemalten Bild, das Mannschaftskapitän Fabian Lustenberger am nächsten Tag beim Training überreicht wurde.

Ein gemeinsames Abendessen im Heimbetrieb der Julius-Leber-Kaserne rundete das Programm für die Bundeswehrfamilien ab und bot zusätzlich Gelegenheit, sich über die individuellen Erfahrungen mit den besonderen Herausforderungen von Auslandseinsätzen auszutauschen. Der stellvertretende Leiter des Familienbetreuungszentrums Berlin, Stabsfeldwebel Jan Nuglisch, der mit seinem Team aktuell fast 900 Angehörige aus Soldatenfamilien betreut, bedankte sich bei der Katholischen Familienstiftung: „Danke, dass Sie Hertha und uns so dicht zusammen gebracht haben. Danke für die tolle Zusammenarbeit mit der Familienstiftung für Soldaten. Eines merkt man ganz genau: Da arbeiten Menschen mit Menschen für Menschen!“
Fotos: Denise Kihm/Bundeswehr
Hier geht`s zur Berichterstattung von Radio Andernach über das Fußballprojekt der Kath. Familienstiftung:
Bericht Radio Andernach zum Fußball-Projekt mit Hertha zum Nachhören