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Leihen Sie Ihr Ohr!

In diesem Augenblick sind rund 3.200 Frauen und Männer der Bundeswehr im Auftrag des deutschen Volkes in den Krisengebieten vor Ort. Auslandseinsätze oder längere Abwesenheiten von Zuhause sind aber nicht nur Sache der Soldatinnen und Soldaten. Sie betreffen ebenso deren Angehörige, Familien und Freunde. Die Lebenssituation auf beiden Seiten ändert sich über einen längeren Zeitraum – eine Zeit, die daher von manchen als belastend empfunden wird.

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Logo Bundeswehrbetreuungsorganisation (BBO)
Logo Bundeswehrbetreuungsorganisation (BBO)

Seit vielen Jahren leistet die Bundeswehrbetreuungsorganisation (BBO) praktische Hilfe zur Bewältigung der speziellen Lebenssituation von Soldatenfamilien während der Einsatzzeit. Insgesamt 31 Familienbetreuungszentren (FBZ) und zahlreiche sie unterstützende Familienbetreuungsstellen (FBSt) dienen dabei als kompetente Ansprechpartner und sind eine feste Größe innerhalb der Bundeswehr. Deutschlandweit informieren sie die Soldatenfamilien über die Situation im Einsatzland, bieten Möglichkeiten zum Erfahrungsaustausch und vermitteln konkrete Hilfsangebote in Notlagen.

Angehörige von Soldatinnen und Soldaten sind in einsatzbedingten Trennungssituationen oftmals intensiven Emotionen ausgesetzt. Wenn Vater oder Mutter, Bruder oder Schwester im Auslandseinsatz sind, birgt das oft eine hohe Belastung für die ganze Familie. Zur Trennung kommt die Sorge um das Wohlergehen des Angehörigen und die Frage, wie sich die Beziehung oder der Partner durch diese Phase verändern könnte. Nicht immer fällt es den Betroffenen leicht, über ihre Sorgen und Ängste zu sprechen. Und manchmal kommt es bei Familienangehörigen gerade dann zu Hemmungen oder Abwehrhaltungen, wenn sie mit Mitarbeitern der Bundeswehrbetreuungsorganisation Kontakt haben, da diese selbst Soldaten und Zivilbeschäftigte der Bundeswehr sind.

Vor diesem Hintergrund hat die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (KAS) bereits im Jahr 2000 das Projekt „Leihen Sie Ihr Ohr!“ ins Leben gerufen. Die Idee stammte ursprünglich von einsatzerfahrenen Familienangehörigen: Soldatenfrauen hatten das Bedürfnis, Leidensgefährtinnen zu unterstützen, trafen sich einmal pro Woche, griffen zum Telefonhörer und riefen Familien von Soldaten an, die sich aktuell im Auslandseinsatz befanden. Damit schafften sie eine Brücke zwischen militärischer und ziviler Welt. Ihre Initiative erntete großes Lob. Die KAS unterstützte das Projekt, machte es bekannt und transportierte es an weitere Standorte.

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© Bundeswehr/Sandra Elbern
© Bundeswehr/Sandra Elbern

Mittlerweile engagieren sich 36 Ehrenamtliche in 8 Familienbetreuungszentren und -stellen an der Telefonbetreuung „Leihen Sie Ihr Ohr!“. Als zivile Seite der Familienbetreuung nehmen sie telefonisch Kontakt zu Soldatenfamilien auf, die vom Einsatzteilnehmer beim Familienbetreuungszentrum oder einer Familienbetreuungsstelle in der Nähe des Wohnortes angegeben wurden. Sie stellen die Arbeit der Bundeswehrbetreuungsorganisation vor, laden persönlich zu Veranstaltungen ein und fragen nach, wie die Familie die Auswirkungen des Auslandseinsatzes erlebt. Eröffnet sich bei den Telefonaten ein weitergehender Unterstützungsbedarf oder tauchen Fragestellungen zu militärischen Themen auf, so werden die Angehörigen zur Kontaktaufnahme mit dem hauptamtlichen Bundeswehrpersonal der Bundeswehrbetreuungsorganisation motiviert. Bei den Betreuungs- und Informationsveranstaltungen, bei denen die Angehörigen der Soldaten durch den Austausch von Erfahrungen und das Miterleben und Mitgestalten von gemeinsamen Aktivitäten mehr über sich und andere Soldatenfamilien erfahren, unterstützen die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Telefonbetreuung und stehen als zivile Gesprächspartner zur Seite.

„Wir haben von dem Projekt ‚Leihen Sie Ihr Ohr!` bei einer Schulung erfahren und waren von der positiven Resonanz beeindruckt. Da wir aktuell 380 Angehörige betreuen, haben wir beschlossen, das Projekt bei der KAS auch für unseren Standort anzufragen.“ sagt Stabsfeldwebel Heiko Stehr, stellvertretender Leiter des Familienbetreuungszentrums in Leipzig. Der Startschuss dazu wurde am 07. November gegeben: Referentin der KAS für Familien- und Bildungsarbeit, Eva Pausch, führte am Familienbetreuungszentrum Leipzig eine Grundlagenschulung in Kommunikation und Gesprächsführung durch. Damit sich die Angehörigen der Soldaten ganzheitlich betreut und aufgehoben fühlen, hat für die KAS eine gute und regelmäßige Qualifizierung der ehrenamtlichen Mitarbeiter oberste Priorität. Gerade für schwierige oder emotional angespannte Gesprächssituationen ist es wichtig, den Ehrenamtlichen Instrumente an die Hand zu geben, die Ihnen helfen, angemessen reagieren zu können.

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Von links nach rechts: Annette Kausch, Ehrenamtliche des Projekts "Leihen Sie Ihr Ohr!" im FBZ Leipzig, Simone Luther, hauptamtliche Ansprechpartnerin des FBZ Leipzig und Annette Kausch, Ehrenamtliche des Projekts "Leihen Sie Ihr Ohr!" im FBZ Leipzig. © KAS
Von links nach rechts: Annette Kausch, Ehrenamtliche des Projekts „Leihen Sie Ihr Ohr!“ im FBZ Leipzig, Simone Luther, hauptamtliche Ansprechpartnerin des FBZ Leipzig und Annette Kausch, Ehrenamtliche des Projekts „Leihen Sie Ihr Ohr!“ im FBZ Leipzig.
© KAS

„Zu erfahren, aus welchen unterschiedlichen Blickwinkeln Aussagen gedeutet werden können, fand ich sehr spannend und hilfreich – für meine alltägliche Kommunikation und insbesondere für meine Arbeit in der Telefonbetreuung.“ fasst Sylke Klein nach dem Grundlagenseminar der KAS in Leipzig zusammen. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Annette Kausch will sie sich für die weitere Bekanntmachung von „Leihen Sie Ihr Ohr!“ stark machen und zivile Ehrenamtliche für die Betreuung in und um Leipzig gewinnen. Und natürlich sollen in Kürze die ersten Telefonate mit Soldatenfamilien geführt werden. Dass Klein und ihre Kollegin bei ihrer ehrenamtlichen Arbeit auch zukünftig weiter von der KAS begleitet werden, sei selbstverständlich, sagte KAS-Referentin Pausch bei ihrem Abschied aus Leipzig. Immerhin organisiert und finanziert die KAS für die Ehrenamtlichen ein professionelles Aus- und Weiterbildungsprogramm, das neben Grundlagenseminaren weitere Aufbaumodule bietet, die jedes Jahr aufs Neue an dem Bedarf der im Projekt „Leihen Sie Ihr Ohr!“ tätigen Frauen und Männer ausgerichtet werden. Auch besteht für alle Ehrenamtlichen regelmäßig die Möglichkeit zur Teilnahme an Gruppensupervisionen.

Sie interessieren sich für unser Projekt „Leihen Sie Ihr Ohr!“?
Melden Sie sich bei uns!
Ihre Ansprechpartnerin ist unserer Referentin für Familien- und Bildungsarbeit, Hildegard Stumm, erreichbar unter 030/886 678 016 oder per Email an H.Stumm@KAS-Soldatenbetreuung.de


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